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Ixquick


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Ixquick war eine Metasuchmaschine, die freiwillig auf die Speicherung nutzerbezogener Daten verzichtete. Sie wurde 1998 in den USA entwickelt und ab dem Jahr 2000 von der Surfboard Holding B.V. betrieben. Im März 2016 wurde Ixquick mit der ebenfalls zur Surfboard Holding B.V. gehörenden Suchmaschine „Startpage“ zusammengeführt. Zwei Jahre später wurde der Support für Ixquick eingestellt.[1]

Geschichte

Die Metasuchmaschine Ixquick wurde 1998 von David Bodnick in New York City entwickelt. Zwei Jahre später verkaufte er Ixquick an die Surfboard Holding B.V. mit Sitz in Den Haag. Die niederländische Holding war fortan für den Betrieb und die Weiterentwicklung von Ixquick verantwortlich.

Von Beginn an hatte der Schutz der Nutzerdaten einen besonders hohen Stellenwert. Um zu verhindern, dass Rückschlüsse auf die Nutzer möglich waren, wurden Logdateien mit anwenderbezogenen Daten nach 48 Stunden freiwillig überschrieben. Mithilfe der kurzzeitigen Speicherung der Logdateien sollte unter anderem das Erstellen von Statistiken im begrenzten Umfang möglich bleiben. Außerdem sollte auf diese Weise ein Missbrauch von Ixquick für kriminelle Zwecke verhindert werden.[2]

Suchanfragen aus Europa wurden grundsätzlich über europäische Server abgewickelt. Nur in Ausnahmefällen, wie z. B. bei technischen Störungen wurde auf US-amerikanische Server ausgewichen. Der Grund dafür war, dass Daten auf US-amerikanischen Servern ab 2001 dem sogenannten „USA Patriot Act“ unterlagen. Das Bundesgesetz wurde am 26. Oktober 2001 als Reaktion auf die Terroranschläge des 11. Septembers erlassen. Es erlaubte US-Behörden wie CIA und FBI den Zugriff auf Server-Daten auch ohne richterlichen Beschluss.[3] Anders als US-amerikanische Unternehmen galt für die niederländische Holding allerdings nicht zusätzlich die Pflicht, eine Überprüfung seitens der US-Behörden geheim zu halten.[2]

Ixquick wurde am 14. Juli 2008 das erste europäische Datenschutzgütesiegel „EuroPriSe“ vom damaligen europäischen Datenschutzbeauftragten Peter Hustinx verliehen. Außerdem wurde im Januar 2009 mitgeteilt, dass Ixquick gänzlich auf das Speichern von IP-Adressen verzichtet und keine Cookies zum Tracking einsetzt. In der Folge wurde Ixquick im Rahmen einer Re-Zertifizierung von den EuroPriSe-Gutachtern mit der Bestnote für „Datensparsamkeit“ ausgezeichnet.[4]

Im Umfeld einer globalen Überwachungs- und Spionageaffäre, ausgelöst durch die Enthüllungen von Edward Snowden im Jahr 2013, erhielten anonyme Suchmaschinen wie Ixquick starken Zulauf. Für Startpage.com verdoppelten sich beispielsweise die Nutzerzahlen innerhalb eines Monats.[5]

Ab dem 29. März 2016 wurden Ixquick und Startpage nicht mehr parallel betrieben, sondern die Besucher dauerhaft auf Startpage.com umgeleitet. Im April 2018 wurde der Support für Ixquick dann endgültig eingestellt. Die Surfboard Holding B.V. begründete ihren Schritt damit, dass auf diese Weise effizienter an nur einer Marke gearbeitet werden könne. Das Unternehmen wolle „Zeit und Energie in die Entwicklung neuer Datenschutz-Features investieren“ und habe Hoffnung auf diese Weise „noch mehr Menschen erreichen und für Privatsphäre begeistern“ zu können.[1]

Geschäftsmodell

Nach eigenen Angaben beruht das Geschäftsmodell der Surfboard Holding B.V. im Wesentlichen auf Ehrlichkeit und Transparenz. Die Einnahmen würden ausschließlich durch kontextbasierte Werbung erzielt. Das heißt, dass die angezeigte Werbung lediglich zum Suchbegriff passt. Damit unterscheidet sich kontextbasierte Werbung erheblich von verhaltensbasierter Werbung.

Bei verhaltensbasierter Werbung werden nämlich Anzeigen ausgespielt, die teilweise auf Informationen über den Nutzer beruhen, die zuvor gesammelt wurden. Der Standort, vergangene Suchanfragen und besuchte Websites können insoweit Einfluss auf die angezeigten Suchergebnisse haben.

Darüber hinaus verzichtet die niederländische Holding nach eigenen Angaben weitgehend auf Marketing und setzt stattdessen auf persönliche Empfehlungen und Mundpropaganda. Die erste größere Marketing-Kampagne wurde im Frühjahr 2021 in Berlin gestartet.[6]

Technik

Ixquick war eine Metasuchmaschine, die zeitgleich mehrere Suchmaschinen zu einem Suchbegriff abfragen konnte. Ixquick verhinderte ferner, dass die einbezogenen Suchmaschinen Informationen über den Nutzers sammeln konnten. Die Websuche war auf diese Weise absolut anonym und ohne direkten Kontakt zu den beauftragten Suchmaschinen möglich.

Darüber hinaus nutzte Ixquick standardmäßig eine SSL-Verschlüsselung zur sicheren Datenübertragung im Internet. Suchanfragen über das http-Protokoll wurden von Ixquick automatisch in das https-Protokoll umgewandelt. Es wurden keine IP-Adressen gespeichert, zudem war es den Nutzern möglich, einen Proxy Server zu verwenden.

Außerdem wurde das unter Datenschutz-Aspekten sehr sichere POST-Verfahren eingesetzt. Hierbei werden die Daten weder im Cache gespeichert, noch erscheinen sie im Browserverlauf. Zusätzlich können daher keine Rückschlüsse auf den verwendeten Browser gezogen werden.[7]

Unter den Ixquick Suchergebnissen erschien zeitweise der Slogan „In partnership with Yahoo!, Yandex and 100’s more“. Dass tatsächlich Hunderte Websites in die Suche miteinbezogen wurden, ist fraglich und war vermutlich übertrieben.[2]

Ixquick nannte sich anfangs die „leistungsstärkste Metasuche der Welt“.

ixquick Bildschirmfoto 27 08 2008
ixquick Bildschirmfoto vom 27.08.2008

Einige Jahre später ging Ixquick indes dazu über, sich als „die diskreteste Suchmaschine der Welt“ zu bezeichnen.

ixquick Bildschirmfoto 15 08 2016
Ixquick.com Bildschirmfoto vom 18.09.2015

Als eine Besonderheit waren die von Ixquick vorgeschlagenen Suchresultate zusätzlich mit einem kleinen Sternchen markiert, welches angab, bei wie vielen der angefragten Suchmaschinen die jeweilige Webpage unter den ersten zehn Suchresultaten gelistet war.

Funktionen

Zeitweise konnte der Nutzer zwischen einer Web-, Video- und Bildersuche sowie einer Suche nach internationalen Telefonnummern auswählen. Als Quelle für die Video-Suche diente Youtube. Persönliche Einstellungen seitens des Nutzers waren ebenfalls möglich. So konnte beispielsweise die Anzahl der Suchtreffer pro Seite, ein Jugendfilter, die Farben der Benutzeroberfläche und die Sprache eingestellt werden. Darüber hinaus war es möglich, für die Suchanfrage zwischen den Serverstandorten USA, EU oder Asien zu wählen.[8] Um das Speichern der Präferenzen technisch zu ermöglichen, wurde ein Cookie mit einer Laufzeit von 90 Tagen eingesetzt. Alternativ konnten die persönlichen Einstellungen als URL gespeichert werden.[7]

Ixquick war zusätzlich als kostenlose App verfügbar und konnte problemlos als Startseite bei vielen Browsern (z. B. Firefox und Chrome) festgelegt werden. Auf diese Weise öffnete sich Ixquick direkt mit dem Browser, was für häufige Nutzer von Ixquick eine Zeitersparnis darstellte. Ebenfalls konnte für viele Browser ein Plug-in heruntergeladen werden, was es ermöglichte, Ixquick als Standardsuchmaschine des Browsers auszuwählen. Dadurch blieb die reguläre Startseite des Browsers erhalten und der Nutzer konnte über die Suchleiste direkt in Ixquick suchen.[9]

Startpage

Startpage.com wurde von der Surfboard Holding B.V. ursprünglich als Webkatalog konzipiert und betrieben.

startpage.com Bildschirmfoto 30 05 2002
startpage.com Bildschirmfoto vom 30.05.2002

Sie wurde jedoch schon bald in eine Mirrorseite von Ixquick umgewandelt und als reine Suchmaschine in Betrieb genommen. Bis Ende März 2016 wurden Ixquick und Startpage.com parallel von der Surfboard Holding B.V. betrieben.[10]

Startpage bietet dem Nutzer vergleichbare Datenschutz-Features wie Ixquick, jedoch wird als Quelle für die Ergebnisse ausschließlich der Google-Index genutzt. So ergibt sich die Möglichkeit vollkommen anonym Google zu nutzen. Das persönliche Verhalten, Standort und Präferenzen können nicht ausgewertet werden und haben somit auch keinen Einfluss auf die Erstellung der Suchresultate.[11]

Insbesondere der exzellente Datenschutz machte Startpage.com im Jahr 2019 zum Testsieger bei Stiftung Warentest.[12] Fortan bezeichnete sich Startpage.com als „Die sicherste Suchmaschine der Welt laut Stiftung Warentest“.

startpage.com Bildschirmfoto 18 12 2021
startpage.com Bildschirmfoto vom 18.12.2021

Beim Test von 2019 wurden insgesamt 10 Suchmaschinen untersucht. Darunter waren auch mehrere Suchmaschinen mit einem vergleichbaren Fokus auf Privatsphäre, wie zum Beispiel Duckduckgo, Metager und Qwant.[13]

Über Startpage.com ist eine Web-, Video-, Bilder- und News-Suche im Google-Index möglich. Google bietet jedoch u. a. auch Spezialsuchen zu Maps, Finanzen, Flügen und Büchern im Rahmen seiner vertikalen Suche an.[14] Diese Spezialsuchen sind bei Startpage.com dagegen nicht auswählbar.

Als neuste Innovation hat Startpage.com seit 2021 eine anonyme Shopping-Funktion, mit der es nach eigenen Angaben möglich ist, Produkte ohne „jegliches Profiling, Targeting oder Tracking“ online zu kaufen.[15]

Relevanz für SEO

Als Nachfolger von Ixquick bezieht Startpage.com ihre Suchergebnisse vollständig aus dem Google-Index. Die Rankings auf Google werden unverändert übernommen. Bessere Rankings als auf Google zu erzielen, ist insofern nicht möglich. Ohnehin wären Maßnahmen zur Suchmaschinenoptimierung (SEO) aufgrund der vergleichsweise geringen Nutzerzahlen kaum wirtschaftlich zu gestalten. Zusammen kamen Ixquick und Startpage auf bis zu 6 Millionen Suchanfragen pro Tag.[16] Zum Vergleich: Google verzeichnete bereits 2016 mindestens 64.000 Suchanfragen pro Sekunde.[17]

Siehe auch

Duckduckgo

Yandex

Startpage.com

Qwant.com

Metager.de

Einzelnachweise

  1. Warum gibt es Ixquick nicht mehr?, Startpage.com, 24.06.2021, abgerufen am    18.12.2021.
  2. Ixquick, Wikipedia.org, 12.04.2021, abgerufen am 18.12.2021.
  3. USA Patriot Act, Wikipedia.org, 26.10.2021, abgerufen am 18.12.2021.
  4. EuroPriSe rezertifiziert datenschutzfreundliche Suchmaschine Ixquick.com (Nicht mehr online verfügbar.) ULD, 28.01.2009, archiviert vom Original am 20. Mai 2012, abgerufen am 17.12.2021.
  5. Wir feiern 15 Jahre Datenschutz mit Startpage!, Startpage.com, 13.12.2021, abgerufen am 18.12.2021.
  6. Startpage startet mit deutschlandweiter Marketingkampagne „Deine Suche. Dein Ding.“, Startpage.com, 25.05.2021, abgerufen am 17.12.2021.
  7. Ixquick, Ryte.com, abgerufen am 18.12.2021.
  8. Ixquick Suchmaschine: Anonymes Surfen im Browser und der Ixquick App, Giga.de, 11.03.2016, abgerufen am 18.12.2021.
  9. Ixquick installieren: So fügt ihr die anonyme Suchmaschine in eurem Browser zu, Giga.de, 11.03.2016, abgerufen am 18.12.2021.
  10. Startpage.com, Wikipedia.org (engl.), 27.11.2021, abgerufen am 18.12.2021.
  11. Was ist das Umsatzmodell von Startpage?, Startpage.com, 09.03.2021, abgerufen am 18.12.2021.
  12. Eine schlägt Google, Test.de, 26.03.2019, abgerufen am 17.12.2021.
  13. Startpage.com ist Testsieger bei Stiftung Warentest!, Startpage.com, 12.04.2019, abgerufen am 17.12.2021.
  14. Die Spezialsuchmaschinen von Google, Onlinemarketing-hohen.de, 01.06.2021, abgerufen am 18.12.2021.
  15. Jetzt neu: Die anonyme Shopping-Funktion von Startpage, Startpage.com, 07.01.2021, abgerufen am 18.12.2021.
  16. Zwei diskrete Suchmaschinen wachsen zusammen, Zeit.de, 25.03.2016, abgerufen am 17.12.2021.
  17. Mindestens 64.000 Anfragen pro Sekunde: Googles Suchvolumen geht jetzt offiziell in die Billionen, Onlinemarketing.de, 25.05.2016, abgerufen am 18.12.2021.

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